Project Ghana

Das Leben in Samreboi

Untergebracht bin ich in einem Guesthouse, das auch zu der Firma gehört.
Nicht mehr neu aber es erfüllt seinen Zweck, und für die hiesigen Verhältnisse der pure Luxus.

Wecker braucht man auch keinen hier.
Um 4:30 ruft der Muezzin zum Gebet.  Um 5:01 fährt ein ganzer Tross von Trucks direkt an meinem Schlafzimmer vorbei auf dem Weg in den Busch, um auf der ersten Tour das Holz abzuholen und zur Fabrik zu transportieren. Um 5:30 geht dann zum ersten Mal die Sirene und die erste Schicht beginnt. Dann heult die Sirene nochmal um 6:00 Uhr und um 6:40 Uhr. 
Das wiederholt sich dann jeden Morgen, auch am Wochenende. Am Samstag und Sontag wird ebenfalls gearbeitet, wenn auch nur bis Mittag. Also 7 Tage die Woche Arbeit, sowohl hier am Ort als auch im Busch. Für die Arbeiter ein sehr hartes Leben, denn Service und Wartung müssen immer verfügbar sein und dringende Reparaturen und Wartung erledigen, auch am Wochenende. Das sind dann zwar Überstunden, aber das macht es auch nicht besser. Im Wald wird 7 Tage gearbeitet, dann gibt es einen freien Tag.

Am Wochenende bin ich durch den Ort gegangen, um mir die nähere Umgebung anzusehen. Erschreckend das es noch so viele kleine Lehmhütten gibt. Die Hauswand ist ein Geflecht aus Holzästen, das innen und außen mit Lehm verfüllt ist. Das Wasser wird in Eimern von einem Pumpbrunnen geholt. Strom gibt es in manchen aber nicht in allen Hütten.

Oder das Haus ist einfach eine Blechhütte oder Holzhütte. Ich habe mich noch nie so falsch an dem Platz gefühlt. 

Die Menschen sind sehr freundlich und offen. Man blickt nur in gutgelaunte Gesichter, die Leute auf der Straße sagen hallo, oder fragen mal wo man den her komme. Angst oder das Gefühl überfallen und ausgeraubt zu werden habe ich überhaupt nicht, ich fühle mich sehr sicher hier.

Je näher man dann wieder an die Firma kommt, ums größer und schöner werden die Häuser. 

Die Manager hingegen wohnen dann doch sehr luxuriös in einer eigenen Wohnanlage mit Schranke an der Einfahrt, die jeweils von Security kontrolliert und bewacht wird. An der Einfahrt gibt ein großes Schild mit dem deutlichen Hinweis, „Hier darf nur rein, wer hier wohnt. Besucher dürfen nicht allein auf das Gelände, sondern müssen vom Eigentümer abgeholt werden.“ 

Das ist dann die Klasse der Reichen hier im Ort.
Sonntag morgens trifft man sich beim Golf und anschließend an der Pool-Bar.

In der Firma sagte dann einer zu mir. „Erwin, das hier ist die Firma. Das das draußen musst du einfach ausblenden, und nicht drüber nachdenken.“ Ich kann das nicht einfach ausblenden. Aber ändern werde ich es auch nicht können.

Auf dem Firmengelände entstehen aufwendig verarbeitete schwere Esstische, mit in der Tischplatte eingelassener LED-Beleuchtung, die nach USA exportiert werden, und draußen gibt es nicht mal fließendes Wasser in allen Häusern.

Jetzt muss ich aber auch ehrlicherweise auch sagen, dass die Firma eine Menge für den Ort macht. Die Schule, das Krankenhaus, wird betrieben und finanziert, der Fußballverein wird gesponsert, teilweise die Stromversorgung für den Ort bereitgestell, die komplette Wasserversorgung – und Wasserentsorgung verantwortet, Straßen und Brücken saniert. Die Firma ist der einzige große Arbeitgeber für über 2000 Menschen. Das Geschäft funktioniert nur, wenn dafür gesorgt wird, dass die Menschen mit ihren Familien hier leben können, und auch hier bleiben wollen. Und außer der Arbeit gibt es hier absolut nichts. 

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