Project Ghana

Regenwald

Ich wollte unbedingt den Regenwald ansehen, erst dachte ich Nationalpark. Aber die meinten was ich erwarte dort zu sehen. Dann bat ich einfach, dass ob jemand einfach mal mitnehmen kann, wenn der in den „Busch“ fährt. Das war dann nicht irgendjemand, sondern Justice der Forst Co-ordinator, also der Chef persönlich.

Am Montag um 8 ging es los, er meinte es wäre das Gebiet, das mit 70km am nächsten an der Samreboi liegt. 70 km heißt aber auch nur 2 Stunden Fahrt mit dem Pickup. Erst ging es 31km über die Piste bis zur nächsten Hauptstraße, von dort 12 km über die asphaltierte N12. Dann nochmal 27 km über die Piste, wobei Samartex davon 22km selbst gebaut hat, um das geschlagene Holz aus dem Wald abtransportieren zu können. Auf den letzten 20 km hat sich Justice, dann selbst ans Steuer gesetzt und der Fahrer musste auf dem Beifahrersitz Platz nehmen. Ich hatte das Gefühl er wollte auf Nummer sicher gehen das wir mit mir an Bord keinen Unfall haben. Vor jeder Kurve hat er gehupt, und ist dann ganz langsam um die Ecke gefahren. Eigentlich sollte um diese Zeit noch keiner der Holztransporter auf dem Rückweg sein. Den wahren Grund habe ich dann später erfahren, er hatte Angst, dass uns Holzdiebe entgegenkommen, und das wäre dann echt kompliziert geworden.

An dem Tag habe viel über die Holzwirtschaft in Ghana gelernt. Die nationale Forstbehörde von Ghana teilt den Unternehmen einzelne Parzellen zu. Dann haben die Unternehmen 3 Jahre Zeit (Beginn mit dem ersten gefällten Baum) in dieser Parzelle. Nach 3 Jahren ist Schluss und die Parzelle wird für min. 15 Jahre für die Forstwirtschaft gesperrt. Gefällt werden dürfen nur Bäume mit einem Durchmesser von min. 80 cm. Um nun diese Bäume zu finden ist ein Team unterwegs, dass sich mit einer Machete eine Schneiße freimacht. Mit 3 Mann wird dann jeweils 10 m rechts und links geschaut, wo geeigneter Baum steht. 10 m, weil man im Regenwald nicht weiter als 10 m sehen kann, danach sieht es nur noch wie eine grüne Wand aus.

Die Bäume werden jeweils mit einer Nummer versehen. Anschließend geht man mit einem Mitarbeiter der Forstbehörde wieder durch den Wald. Jeder einzelne Baum muss durch die Forstbehörde genehmigt und dokumentiert werden. Gleichzeitig wird der Baum vermessen und der Ertrag in m3 geschätzt. 

Im Regenwald gibt es keine Wege, die muss man erst bauen. Anhand der ausgewählten Bäume, topografischen Karten und möglichen alten Pfaden plant man dann einen Weg, der möglichst einfach ist und möglichst nah an den Bäumen vorbeiführt. Danehmen plant auch noch Sammelplätze, um das Holz möglichst effizient einsammeln zu können. Jeder Stamm, der gefällt wird bekommt einen eindeutige Kennzeichnung aus Nummer des Baumes, sowie der Parzellennummer. Gleichzeitig wird diese Kennzeichnung auch auf dem Baumstumpf vermerkt. Somit kann man später für jedes Holzstück nachvollziehen aus welchem Wald es stammt und an welcher Stelle der Baum stand.

Nach dem alle genehmigte Bäume gefällt sind oder ebendie 3 Jahre um sind geht die Forstbehörde nochmal durch den Wald, und überprüft, ob auch nur die genehmigten Bäume gefällte wurden. Einen Nachteil hat das allerdings auch mit den Straßen. Wenn mal ein Wald erschlossen ist, können Holzdiebe viel leichter in den Wald und Bäume fällen und Holz stehlen. Das passiert sehr oft und ist ein großes Problem in Ghana. 

Ich musste übrigens die ganze Zeit einen Helm tragen – Safety first. Dafür habe aber auch keinen Sonnenbrand auf dem Kopf bekommen.

Aber zurück zum Holz. Erst Baum fällen, klein schneiden, damit sie auf den Holztransporter passen. Ein Bulldozer schiebt dann einen Weg frei, damit man das Holz auf einen der Sammelplätze ziehen kann. Dafür braucht man richtig schweres Gerät wie man auf den Bildern sehen kann.

An diesem Tag wurden 6 LKW beladen. Wenn ich nachdenke, war 2 LKW beladen als wir ankamen. Für die restlichen 4 haben sie nochmal 6h gebraucht. Naja, ziemlich lange mögt ihr denken, aber schaut euch die riesigen Trümmer mal an. Die muss man schon ordentlich stapeln, damit man die ohne Unfall nach Hause bekommen. Einen LKW haben sie komplett wieder abgeladen und neu angefangen, weil das beim ersten Mal nicht geklappt hat.

Da das alles doch länger gedauert hat sagte Justice dann, ich solle mal mitkommen. Ich wußte zwar nicht wohin, aber egal. Wir sind dann zu dritt zu Fuß zur Elfenbeinküste gegangen; ca ½ auf einem s.g. Schmugglerpfad, bis wir dann den Grenzstein passiert hatten. Dort hat man schon die Hühner aus dem nächsten Dorf gehört. Aber weiter als 50 m wollte er nicht gehen – zu gefährlich. Der Pfad wird von Holzdieben genutzt um das Holz ins Nachbarland abzutransportieren. Er hat mir dann einen Baum gezeigt, der am Morgen oder letzten Abend gefällt wurden. Die Stämme werden dann noch im Wald so klein geschnitten, dass man sie auch mit leichten Fahrzeugen transportieren kann. Was auch auffällt: Direkt an der Grenze hört der Regenwald auf. Also da war früher überall Regenwald, nur die Elfenbeinküste hat den ganzen Wald platt gemacht, und Bananenplantagen daraus gemacht. Das war erschreckend das selber zu sehen. Wenn der Wald mal weg ist, dann ist er weg – das wird nie wieder so wie früher. Bananenpflanzen sind zwar auch grün, aber das wird nie wieder Regenwald, der ist kaputt für immer. Das hat mich echt schockiert.

Nach etwas mehr als einer Stunde wahren wir wieder zurück an dem Sammelplatz; ich war total am Ende und habe erst mal eine Flasche Wasser gebraucht. Zum einen sind wird echt schnell gegangen und 35 Grad im Schatten und schwül ohne Ende habe ihr übriges dazu beigetragen.

Als sie den letzten Baum verladen wollten, ist ein Hydraulikschlauch am Skidder geplatzt. Für sowas ist immer eine Serviecefahrzeug dabei, das mit allen Ersatzteilen und Werkzeug ausgestatte ist, quasi Werkstatt auf Rädern. Hat aber auch nicht geholfen, da wer mehr als nur der Schlauch defekt. Dann muss der Baumstamm leiden noch etwas warten, bis man ihn abholt.

Nun ging es im Konvoi zurück nach Samreboi. , Das Erste Fahrzeug, in dem ich saß hatte den entgegenkommende Fahrzeuge gewarnt. Wenn 6 Holztransporter entgegenkommen, ist einfach kein Platz mehr auf der Straße. Da mach Konvoi schon Sinn, außerdem ist dann nur 1x am Tag und nicht alle Stunde ein LKW. Neben der Aufgabe als Führungsfahrzeug hatte der Pickup noch einen anderen Zweck. An einem der hinteren Fahrzeuge ist ein Reifen geplatzt, als die ersten schon auf der asphaltierten Straße unterwegs waren. Funkt gibt es nicht, und Handy-Empfang gibt es auch nicht immer. Deshalb hat es einige Zeit gedauert, bis wir das mit dem Platten mitbekommen haben. Von 2 LKW haben wir dann jeweils einen Ersatzreifen bekommen. Damit sind wird dann an den Schluss gefahren und haben einen abgeladen. Reifenwechsel bei einem vollbeladenen LKW ist schon ziemlich anstrengend, aber immerhin waren es Zwillingsreifen. Zum Lösen der Radmuttern, haben die eine ca. 1,5m lange Eisenstange gebraucht. Jeder LKW war mit 3 Mann besetzt, die es für den Reifenwechsel auch gebracht haben. Es sollte aber nicht der einzige LKW mit Reifenschaden bleiben, einen zweiten hat es dann auch noch erwischt. Der war total zerfetzt. Ich habe das Gefühl, die Reifen werden so lange gefahren, bis es sieh zerreißt, also zumindest sahen sie aus. Wahrscheinlich ist es so billiger, als regelmäßig die Reifen zu erneuern. Arbeitszeit kostet hier nichts, und die Teams haben den Reifenwechsel so routiniert erledigt, dass man den Eindruck gewinnen können, das passiert alle 2 Tage, auch hat keiner geschimpft oder rumgemault.

Es war schon stockdunkel als wir wieder zurückwaren. 

Obwohl ich keinen Reifen wechseln musste, war ich doch total erschöpft, aber was trotzdem ein spannender Tag, und die Eindrücke werde ich so schnell nicht vergessen.

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